Schwerstes Hagelunwetter der Ansbacher Wettergeschichte

Aufzug des Unwetters über Ansbach gegen 18.30 Uhr am 29. Mai 2016. Foto: Christian Sturm
Aufzug des Unwetters über Ansbach gegen 18.30 Uhr am 29. Mai 2016. Foto: Christian Sturm

ANSBACH (hmg) – Das Hagelunwetter vom diesjährigen 29. Mai 2016 zählt zusammen mit dem 21. Juli 1992 und 29. Juli 1941 zu den drei schlimmsten Unwettern der Ansbacher Wettergeschichte (Meßbeginn 1879):

Was in den frühen Abendstunden (gegen 18.30 Uhr) des 29. Mai 2016 von Südosten (Raum Gunzenhausen) kommend über Ansbach hereinbrach, war sogar das schwerste Hagelunwetter seit Aufzeichnungsbeginn 1879. Kein vergleichbares Gewitter brachte in der Rezatstadt in den letzten 137 Jahren derart flächendeckend eine teils bis zu 10 Zentimeter hohe Hagel-“Schnee”-decke zustande, die von Eyb bis Schalkhausen (Wetterstation), von ca. Brodswinden bis in etwa nach Wasserzell reichte. Die Hagelkörner maßen durchwegs ein bis vier Zentimeter Durchmesser, einzelne Hagelkörner (wie sie Facebook-User gepostet haben) wiesen sogar noch größere Ausmaße auf.

Der massive Hagelschlag (siehe Video von AnsbachPlus.de) setzte gegen 18.45 Uhr ein und hielt bei extremen Blitzentladungen verbreitet bis nach 19 Uhr an, in den Gräben des Hohenzollernrings sammelten sich die Hagelmassen mit einer Höhe von bis zu 50 Zentimeter an. Nicht nur Scheiben, auch viele Autos gingen zu Bruch – die Schäden dürften in die Hundertausende Euro gehen. Einhergehend wurden in der Region Sturmböen von bis zu 56 km/h (Katterbach) gemessen. Auch in Gräbenwinden wurden Spitzenböen von 58 km/h verzeichnet, das entspricht der Windstärke 7 (Beaufort). Weitere Werte folgen sobald sie vorliegen.

Die Rezat Auf Höhe des Brücken Center am 30. Mai 2016 um 09.15 Uhr. Foto: Christian Sturm
Die Rezat Auf Höhe des Brücken Center am 30. Mai 2016 um 09.15 Uhr. Foto: Christian Sturm

Bereits die Gewitter gegen 17 bzw. 18. Uhr sorgten schon für über 20 Liter Regen an der Wetterstation in Schalkhausen, das Unwetter um 19 Uhr bescherte weitere rund 30 Liter (Regen und Hagel), die genaue Stundensumme lässt sich aufgrund des erst langsam abtauenden Hagels nicht ermitteln. Die Regenrate (ohne Hagel) betrug um 19 Uhr immerhin 90 Liter pro Quadratmeter: Diese Summe wäre gefallen, hätte der Niederschlag in der gleichen Intensität eine Stunde lang angehalten. Beim reinen Regengewitter um 17 Uhr betrug die Regenrate sogar in der Spitze 215 (!) Liter pro Quadratmeter. Insgesamt fielen am 29./30. Mai 2016 an der Wetterstation in Schalkhausen satte 64,0 Liter (Regen und Hagel), was einen neuen Tagesniederschlagsrekord für einen Mai in Ansbach bedeutet. Es war auch der höchste Tagesniederschlag in Ansbach seit dem Unwetter vom 21. Juli 1992. Vor 24 Jahren betrug die Regensumme stolze 75 Liter Regen. Lagen die Niederschlagsmengen im Stadtgebiet deutlich über 50 Liter, waren es westlich und östlich davon wesentlich weniger: 48 Liter kamen in Külbingen zusammen, 29 Liter in Roßtal, rund 25 Liter waren es in Gräbenwinden, “nur” 23 Liter melden Triesdorf und Nürnberg. Die Stadt Ansbach war in Bayern mit an der Spitze der Extremgewitterniederschläge des 29. Mai 2016.

Durch die massiven Niederschläge und den Dauerregen in der Nacht zum 30. Mai stieg der Pegel der Rezat in Ansbach am Morgen um 07 Uhr auf 391 Zentimeter an, das ist der höchste Wasserstand der Rezat seit dem 21. Dezember 1993 (damals 415 Zentimeter). Da der Dauerregen aber gegen 07.30 Uhr aufhörte, sinkt der Wasserpegel der Rezat wieder. Die (lokal) stadtgefährdende “Meldestufe 4” ist erst bei einem Wasserstand von 400 Zentimeter gegeben. Die Rezatparkplätze sind ab einem Wasserstand von 230 Zentimetern bereits überflutet.

Bildergalerie zum 29. Mai (Hagel) und 30. Mai (Hochwasser) in Ansbach, Fotos © Jürgen Grauf und Christian Sturm: